Dienstag, 8. März 2011

alle drei jahre ein lebenszeichen

vor gut drei jahren habe ich meinen ausflug nach st.pölten unternommen. ich habe lange gebraucht, mich von den folgen zu erholen. im residenz-verlag wollte mich die nette sekretärin zunächst gar nicht bei der türe hereinlassen, ich konnte sie aber dann doch mühsam überreden, den elektrischen türöffner zu betätigen. meine versuche, mit einem zuständigen des verlages für neuveröffentlichungen zu sprechen, scheiterten aber dann in summa schon an der vorzimmerfrau, die mich an ihren geschulten wortkaskaden brutal abprallen ließ. eine halbe stunde nach meinem eintritt in den vorraum des verlags stand ich wieder auf der gutenbergstraße und war am boden zerstört. in meinem lederkoffer lagen die 3000 seiten meines (gänzlich ohne plagiatsverdacht erstellten) typoskriptes, das ich in drei jahren blutender arbeit aus mir herausgeholt hatte. es war genug. in einem zustand tiefster zerknirschung machte ich mich auf den weg zur traisen, diesem herrlichen fluß, um dort meinem leben ein ende zu setzen.
als ich am ufer des an diesem tage träge dahinrinselnden laufes ankam, fiel die anspannung der letzten jahre endgültig von mir ab: wie dumm war ich doch gewesen, drei jahre meines einzigartigen lebens in diese 3000 seiten zu pressen. der koffer öffnete sich unter meinen klammen, vibrierenden fingern fast von selbst und ich schüttete die ekelhaften seiten zur gänze in den fluß, wo sie als weiße bedeckung sich ausbreiteten und gemeinsam mit dem dreckigen wasser gen donau und sodann ins schwarze meer sich auf die reise machten. ich war frei! frei für ein neues werk. doch zuvor war es höchste zeit, für einige zeit als depressiver schriftsteller in alkoholismus, hurerei und einsiedlertum abzutauchen. das hatte ich in meinem leben nach großen niederlagen immer so gemacht und wollte es auch diesesmal nicht versäumen. ich besorgte mir bei einem nahen supermarkt mehrere tetrapacks billigen roten weins, legte mich unter eine brücke über die traisen, trank dort sofort und fast in einem zuge zwei liter rotwein und fiel dann in einen tiefen tröstlichen schlaf.

ich erwachte als neuer mensch.
fortsetzung folgt.

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